0

Vielstimmigkeit der Rede

Studien zur Phänomenologie des Fremden 4, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1442

Erschienen am 22.11.1999
20,00 €
(inkl. MwSt.)

Lieferbar innerhalb 1 - 2 Wochen

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783518290422
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 1.4 x 17.5 x 10.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Frage, ob es nur Fremdes in der Rede oder darüber hinaus eine Fremdheit der Rede selbst gibt, steht im Mittelpunkt des letzten Bandes dieser Studien. In Anknüpfung an neuere Forschungen zur Mündlichkeit und Schriftlichkeit sowie zur Zeitlichkeit der Rede wird gezeigt, daß die Sprache sich selbst entgleitet, daß die lebendige Rede in ihrer Körperlichkeit und technischen Vermittlung nie ganz bei sich ist. Die Fremdheit entspringt einer Urferne in der Nähe. Dieser Grundgedanke wird in verschiedenen Bereichen durchvariiert. Die Auseinandersetzung mit Gadamers Hermeneutik endet bei einer Unverständlichkeit in der Verständlichkeit, die den Zirkel von Sinn und Verstehen sprengt. Gegenüber der sozialwissenschaftlichen Unterscheidung von kultureller Unverständlichkeit und sozialer Nichtzugehörigkeit, wie sie bei Schütz, Luhmann und Habermas auf verschiedene Weise wirksam ist, wird die These verfochten, daß jede Ordnung bestimmten Zugangsbedingungen unterliegt. Der Weg durch die ethnologischen Debatten, in denen von B. Malinowski über C. Geerts bis zu J. Clifford u. a. um eine adäquate Repräsentation des Fremden gerungen wird, führt zu hybriden Formen der Rede wie etwa dem Zitieren, das in der Literaturtheorie von M. Bachtin eine maßgebende Rolle spielt. Zwei abschließende Kapitel zu Fragen der Ordnung, der Grenzziehung und Schwellenerfahrung, die den Experimenten der modernen Literatur einen besonderen Raum geben, erhärten den Gedanken, daß die paradoxienträchtige Selbstbegrenzung kontingenter Ordnung Figuren des Fremden hervortreibt, die als Außer-ordentliches die Kehrseite jeglicher Ordnung bilden. Die Vielstimmigkeit einer Rede, die sich selbst verdoppelt und vervielfältigt, gestattet es »Eigenes in der fremden Sprache und Fremdes in der eigenen Sprache zu sagen« (M. Bachtin), ohne das eine durch das andere zu entkräften oder beides in einem Dritten aufzuheben. In diesem Band wird die Problematik der drei ersten Bände: Topographie des Fremden (stw 1320), Grenzen der Normalisierung (stw 1351) und Sinnesschwellen (stw 1397) sowie die Hintergrundproblematik von Der Stachel des Fremden (stw 686) und Antwortregister (1994) fortgesetzt.

Autorenportrait

Informationen zu Bernhard Waldenfels auf suhrkamp.de